Seit acht Jahren begleitet mich das Zitat des persischen Gelehrten Rumi auf einem kleinen, unscheinbaren Kärtchen. Nicht grösser als eine Visitenkarte poppt es regelmässig in meinem Portemonnaie zwischen Belegen, Kredit- und Krankenkassenkarten auf. Immer wieder denke ich über diese Worte nach, und bevor das Kärtchen ganz zerfranst und ich es vielleicht doch noch entsorge, teile ich mit Euch meine Gedanken zum Jahresende.
Ob bei persönlichen Konflikten oder in der Rolle als Mediatorin: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Die Lösungsfindung bei Konflikten ist ein Weg. Kurz oder lang – ein Weg, der allen Involvierten viel abverlangt. Ich muss mir bewusst werden, dass auch ich nicht recht haben könnte, ja, dass es einen anderen, gleichwertigen Blick auf die Situation gibt. Das wirft Fragen auf: Gelingt es uns, die andere Sichtweise zu respektieren? Wieweit können wir uns entgegenkommen? Finden wir einen neuen Weg – dorthin, wo es kein Richtig und Falsch gibt?
Wie ein Stern am Horizont. Diesen Funken Hoffnung, dass wir uns wieder finden, diese Motivation brauchen wir, um in einem Konflikt – besonders in sehr verfahrenen Situationen – weiterzugehen, nicht aufzugeben.
Für das kommende Jahr wünsche ich uns die Kraft, den Optimismus und die nötige Beharrlichkeit, um nach diesem Ort jenseits von richtig und falsch zu suchen.